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Teilhabe an Bildung

Kurzbeschreibung
Aktive Beteiligung eines Menschen an allen Bildungsformen. Einbeziehen in Entscheidungs- und Willensbildungsprozesse
Ausführliche Beschreibung

Teilhabe an Bildung wird verstanden als aktive Beteiligung eines Menschen an allen Bildungsformen. Die Art, das Ausmaß und die Verteilung der Teilhabe bestimmt im gesellschaftlichen Kontext über die Chancengerechtigkeit im Bildungssystem. Der Begriff der Partizipation betont das Einbeziehen von Individuen in Entscheidungs- und Willensbildungsprozesse, von deren Ergebnissen sie selbst betroffen sind oder die sich auf das gesellschaftliche Zusammenleben auswirken. Partizipation im Bildungsbereich findet  in unterschiedlichsten Beteiligungsformen statt, etwa Mitbestimmung in Bildungsinstitutionen oder Bürgerbeteiligungsverfahren in der Stadtentwicklung, und zielt darauf, Entscheidungen demokratisch zu beeinflussen und Bildungsprozesse mitzugestalten.  

Die Teilhabe an Bildung ist wesentlich für die gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe und die individuellen Lebenschancen. Die Erträge von Bildung zeigen sich in fast allen Lebensbereichen und legen die Basis für persönlichen und wirtschaftlichen Erfolg. So haben Menschen mit höherem Bildungsstand im Durchschnitt bessere Arbeitsmarktchancen, eine höhere Lebenserwartung und mehr Gestaltungsmöglichkeiten im Lebensverlauf. Sie sind häufiger politisch aktiv und sozial engagiert. Menschen mit Hochschulabschluss haben im Durchschnitt ein deutlich geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko und erzielen ein erheblich höheres Einkommen als Niedrigqualifizierte. (1) Somit hat Bildung einen zentralen Stellenwert für die individuelle Biografie. Das Recht auf Bildung wird als universelles Menschenrecht aufgefasst. (2) Zudem erweist sich in modernen Wissensgesellschaften eine hohe Bildungsteilhabe in der Bevölkerung als Motor für soziale und wirtschaftliche Entwicklung und Innovation.

Gleiche Chancen auf Bildungsteilhabe für alle Bürgerinnen und Bürger sind deshalb ein wichtiges politisches Ziel in der Bundesrepublik Deutschland. (3) Allerdings zeigen sich im deutschen Bildungswesen ausgeprägte Unterschiede in den Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen, die auf deren Herkunft zurückzuführen sind. So haben zum Beispiel Kinder aus Nicht-Akademikerfamilien, aus finanziell schwachen Haushalten und aus Familien mit Migrationshintergrund geringere Chancen, die gymnasiale Oberstufe und die Hochschule zu besuchen. (4) Diese Benachteiligungen in der Bildungsteilhabe führen zu gravierenden Unterschieden im Bildungserfolg und damit zu ungleichen Lebenschancen.

Die Politik muss für gerechte Bildungschancen für alle Bürgerinnen und Bürger sorgen und die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, damit alle Menschen im Bildungssystem eine umfassende Grundbildung erhalten, die sie zur gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabe befähigt. Dabei handelt es sich um eine bildungspolitische Querschnittsaufgabe, die zahlreiche Politikbereiche berührt, neben Bildungspolitik auch Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. (2) Wichtige Beiträge leisten dabei die Akteure der Wirtschaft und Zivilgesellschaft, etwa mit Förderprogrammen, Unterstützungsangeboten und ehrenamtlichem Engagement. Eine zentrale Rolle spielen die staatlich-kommunalen Verantwortungsgemeinschaften für Bildung in lokalen Bildungslandschaften, in denen Akteure der Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor Ort für eine bessere Bildungsqualität und mehr Teilhabe an Bildung zusammenwirken.

Quellen:

(1) Jutta Allmendinger: Bildungsgesellschaft. Über den Zusammenhang von Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe in der heutigen Gesellschaft. In: Bildungszentrale für politische Bildung: Dossier Bildung, 3.5.2013, URL: http://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/158109/teilhabe-durch-bildung (Zugriff: 20.07.2021).

(2) Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948), Art. 26, URL: https://www.unesco.de/wissenschaft/menschenrechte/mr-zustaendigkeiten/recht-auf-bildung.html (Zugriff: 20.07.2021).

(3) Die Bundesregierung: Regierungsbericht Lebensqualität. Gerechte Bildungschancen für alle, URL: https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2016/11/2016-11-28-gut-leben-5-gerechte-bildungschancen.html (Zugriff: 20.07.2021). 

(4) Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.): Bildung in Deutschland 2010. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Perspektiven des Bildungswesens im demografischen Wandel im Auftrag der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bielefeld 2010.

Zuletzt bearbeitet: 21. Juli 2021
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